12. November 2010

Castor 2010 – Ein Rückblick



 

Am vergangenen Wochenende wurden erneut Behälter mit hochradioaktivem Abfall von der Wiederaufbereitungsanlage La Hague ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben transportiert. Dieses Mal rollten elf Behälter mit ihrer tödlichen Ladung zunächst über die Schiene, danach noch ein Stück auf der Straße zu ihrem Ziel, dem Zwischenlager in Gorleben.


Auch in diesem Jahr wurden die Transporte durch den massiven Widerstand durch die Wendländer_innen und angereisten Atomkraftgegner_innen begleitet. Zahlreiche Menschen bezogen Camps unter anderem in Metzingen, Hitzacker oder Gedelitz, um sich an den zahlreichen Aktionen zu beteiligen.

Bereits während der ersten Kundgebung im wendländischen Splietau wurden erste Bemühungen angestellt, die als „Südstrecke“ bestimmte Straße zu unterhöhlen, was auch zum Teil gelang. Auf dem Weg nach Gorleben musste der Zug immer wieder halt machen, weil sich unter anderem auf der „Südblockade“ nahe der französisch-bundesdeutschen Grenze, sowie an weiteren Streckenabschnitten Demonstrant_innen immer wieder in den Weg setzten.


Im Wendland selbst war der Widerstand gewohnt vielfältig, allerdings auch von massiverer Natur als gewohnt. Durch Sitzblockaden entlang der Schienen, sowie einer Massenblockade des Bündnisses „X-Tausendmal Quer“, zahlreicher Trekker- und Materialblockaden durch Wendländer_innen und anderen Widerständischen und anderen Aktionen wurden starke Terminverzögerungen im Ablauf des Transports herbeigeführt.


Besonderes Aufsehen erregten unter anderem eine von tausenden Demonstrant_innen initiierte Gleisblockade bei Harlingen und die erfolgreiche Entschotterung von ca. 150 Metern des Gleisbettes bei Hitzacker. Auch Greenpeace sorgte am Dannenberger Verladekran für Aufsehen, als sich mehrere Aktivist_innen an einen LKW ketteten.


Die Polizei war mit ihrer Aufgabe, den Castortransport sicher zum Gorlebener Zwischenlager zu begleiten offensichtlich überfordert und griff daher nicht selten mit Gewalt gegen die in den meisten Fällen friedlichen Demontrant_innen ein. Sogar das für den Kriegseinsatz international verbotene und geächtete „CS-Gas“ wurde auf Schotter_innen abgeschossen – von einer überaus brutalen Schlagstock- und Pfefferspraytaktik einmal ganz abgesehen. Vielleicht spielten die zehrenden Schichten der Beamt_innen von bis zu 30 Stunden eine Rolle in diesem Vorgehen, vielleicht ist es aber auch ein Teil von dem, woran wir uns angesichts des „neuen Versammlungsgesetzes“ gewöhnen müssen.


Die GJH hat sich am Wochenende vor den Transporten mit einem zweitätigen Aktionstraining intensiv auf den Widerstand im Wendland vorbereitet. Mit praxisorientiertem Ausprobieren auf der einen Seite und Vorträgen u.a. von Jan Wienken (Sprecher der GJ Niedersachsen) konnten wir gut vorbereitet anreisen und unseren Teil zu den Aktionen des Widerstands beisteuern.

Trotz der relativ positiven Bilanz der Aktionen sollten wir alle bedenken, dass dies nicht das Ende der Fahnenstange des Castor-Albtraums ist, denn auch nach Gorleben werden Brennelemente unter anderem nach Russland in die Plutoniumfabrik „Majak“ gebracht, deren Umland stark an den folgen der Verstrahlung leidet.


Haltet also die Augen auf, informiert die Öffentlichkeit und tragt euren Teil dazu bei, dass die Risikotechnologie Atomkraft endlich aus der Welt verschwindet!



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